Die richtige Ernährung für ein optimales Training

Entzündungshemmende Medikamente

Entzündungshemmende Medikamente

Inhaltsverzeichnis

Entzündungshemmende Medikamente im Sport, ein heißes Thema. Ein ungeschriebenes Gesetz in der Sportwelt lautet: „früher oder später verletzt sich jeder Sportler“. Man könnte auch sagen „wo gehobelt wird fallen Späne.”. Entzündungshemmende Medikamente im Sport, vor allem bei Athleten aus Kontaktsportarten, wie Handball, Basketball, Kampfsport oder Fußball, die vergleichsweise häufig und schwer von Verletzungen betroffen sind, ist der Gebrauch erfahrungsgemäß sehr hoch. Aber auch Kraftsportler besitzen ein gewisses Verletzungsrisiko beim Ausüben ihres Sports, auch wenn dieses bei einem gut geplanten und durchgeführten Trainingsprogramm vergleichsweise gering ausfällt. Die wohl mildeste Form einer sportlichen Verletzung ist der Muskelkater, der meist nach starken und/oder ungewohnten Belastungen auftritt. 

Das Thema Verletzungen betrifft allerdings auch die nicht-sportliche Bevölkerung. Verkehrsunfälle, Unfälle bei der Gartenarbeit oder bei der Ausübung diverser Berufe kommen je nach Jahreszeit relativ häufig vor. Auch zählen Operationen zu Verletzungen. Egal ob Sportler oder Nicht-Sportler, der Körper reagiert bei allen Verletzungen mit einer Entzündung des verletzten Gewebes. Zu den Symptomen einer Entzündung zählen Rötung, Schwellung, Wärme, Funktionsverlust und Schmerz. Dies sind nicht nur Symptome einer Verletzung, sondern auch Zeichen dafür, dass der Körper die Wundheilung einleitet. Was sich zuerst lästig anhört, wer hat schon gerne ein geschwollenes Sprunggelenk, ist eine perfekt abgestimmte physiologische Reaktion des Körpers auf eine Verletzung. Zwei Begriffe müssen im Zusammenhang mit Verletzungen und entzündungshemmende Medikamente im Sport genauer betrachtet werden; Schmerz & Entzündung.

Gefühlserlebnis Schmerz

Schmerz ist per se nichts Schlechtes oder Schädliches, im Gegenteil. Das Schmerzempfinden ist ein überlebenswichtiges Warnsignal und dient dem Körper vor Verletzungen oder größeren Schädigungen zu warnen, beziehungsweise zu schützen. Die Weltschmerzorganisation Association for the Study of Pain (IASP) beschreibt Schmerz als:

„Ein unangenehmes Sinnes- & Gefühlserlebnis, das mit aktueller oder potenzieller Gewebeschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird“.

Das Gefühlserlebnis Schmerz kann in einen akuten und einen chronischen Schmerz unterteilt werden. Akute Schmerzen treten bei Gewebeschädigung oder Verletzung auf und dienen als Warnsignal und Symptom zugleich, weshalb er in der Regel an der von der Verletzung betroffenen Körperregion, als auch zeitlich begrenzt auftritt. Obwohl ein Knochenbruch selbstverständlich schmerzhafter ist als eine Prellung hängt die Intensität der Schmerzwahrnehmung immer vom Ausmaß der Verletzung sowie dem subjektiven Empfinden ab.

Biologisch sinnvolle Entzündung

Entzündungen sind körpereigene Reaktionen auf schädliche Reize, die sich klassischerweise durch die Entzündungszeichen Rötung, Schwellung, Überwärmung, Schmerz & funktionelle Bewegungseinschränkung äußern. Physiologische Entzündungsreaktionen sind nichts Schlechtes, im Gegenteil. Eine Entzündung ist die erste Phase der Wundheilung, an der vor allem das Immunsystem entscheidend beteiligt ist. Diverse Botenstoffe des Immunsystems bewirken dabei eine Erweiterung der Blutgefäße, sodass das Wundgebiet stärker durchblutet und somit mit Nährstoffen versorgt wird. Darüber hinaus gelangen diverse Immunzellen zum Wundgebiet und verrichten ihre Arbeit, in dem sie zum Beispiel Krankheitserreger und Fremdstoffe aus dem Gewebe entfernen. Eine Vielzahl von Prozessen läuft hierbei gleichzeitig ab. 

Das System der Wundheilung ist eine perfekt aufeinander abgestimmte Kaskade einer Vielzahl an verschiedener physiologischer Prozesse.

Oft wird leider genau in der Akutphase, nach einer Verletzung mit diversen entzündungshemmende Medikamente im Sport eingegriffen, und zwar so eingriffen, dass es negative Folgen hat und sich die Verletzung im schlimmsten Fall chronifiziert oder Folgebeschwerden daraus resultieren. Selbst die typischen Symptome einer Verletzung, wie zum Beispiel eine Schwellung mit der dazugehörigen Bewegungseinschränkung, gehört zu dieser ausgeklügelten Kaskade. Durch die Schwellung werden Substanzen, wie zum Beispiel die Arachidonsäure, Proteine, Makrophagen, Mastzellen und Thrombozyten vermehrt in das Wundgebiet transportiert, wodurch die Wundheilung gefördert wird. Die Bewegungseinschränkungen mögen zwar störend sein, allerdings wird so verhindert, dass das verletzte Gewebe zu früh und zu stark belastet wird. Hiermit hat jedes Symptom seinen Sinn und Zweck bei der Wundheilung und sollte respektiert werden.

Schmerz- und entzündungshemmende Medikamente im Sport

Zu den Medikamente im Sport, die hauptsächlich in zwei Gruppen (Schmerz- beziehungsweise entzündungshemmende Medikamente) unterteilt werden können, welche häufig nach einer Verletzung des aktiven und passiven Bewegungsapparates empfohlen und eingenommen werden, zählen:

Nicht-steroidale Antirheumatika

Nicht-steroidale Antirheumatika werden auch als NSAID oder NSAR bezeichnet und sind schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente, die diverse Enzyme dauerhaft oder reversibel hemmen. NSAR wirken zentral und peripher und besitzen drei Wirkmechanismen, die allesamt die Entzündungszeichen Schmerz, Rötung, Schwellung, Bewegungseinschränkung und Wärme reduzieren beziehungsweise hemmen sollen. Darüber hinaus existieren sogenannte COX-2-Hemmer, die spezifisch das bei Entzündungen hochregulierte Enzym Cyclooxygenase 2 hemmen. Cyclooxygenase 2 gehört zum Syntheseweg von Prostaglandinen, welche durch die Hemmung von COX 2 nicht mehr die benötigten Signalmoleküle für den Ablauf einer Entzündungsreaktion erhalten. Dadurch werden die durch Prostaglandine vermittelten Entzündungszeichen reduziert. Die meisten NSAR sind rezeptfreie Arzneimittel. 

Zu den häufigsten möglichen Nebenwirkungen zählen Teerstuhl, Kopfschmerzen, Schwindel, Diarrhö, Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen und Ödeme. Zu der Wirkstoffgruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika zählen:

  • Acetyhlsalicylsäure
  • Diclofenac
  • Salicylsäure-Derivate
  • Felbinac
  • Ibuprofen
  • Ketoprofen, usw.

Glukokortikoide

Glukokortikoide sind Corticosteroide, die zur Klasse der Steroidhormone zählen. Diese Hormone haben zahlreiche physiologische Wirkungen, etwa beeinflussen sie den Wasser- und Elektrolythaushalt, das Herz-Kreislaufsystem und das Nervensystem. Darüber hinaus nehmen sie auf zahlreiche Stoffwechselfunktionen, wie zum Beispiel im Glukosestoffwechsel, Einfluss. Die körpereigenen Glukokortikoide sind Cortisol, Corticosteron und Cortison. Außerdem gibt es pharmazeutische Kortikoide, etwa Dexamethason und Prednisolon, die ähnliche Wirkung besitzen. Diese pharmazeutischen Produkte werden oftmals bei orthopädischen Beschwerden gespritzt, als Salbe eingerieben oder in Tablettenform verabreicht, weil sie immunsuppressiv und entzündungshemmend wirken, wodurch sie ebenfalls eine schmerzlindernde Wirkung besitzen. Die Biosynthese der Kortikoide startet mit dem Ausgangsstoff Cholesterin, was über die Nahrung aufgenommen oder über körpereigene Synthesewege produziert wird. 

Über mehrere Zwischenschritte wird Cortisol synthetisiert, was in der Folge zu Cortison umgesetzt wird.  Die Synthese ist normalerweise abhängig vom Tagesrhythmus. Der Tiefpunkt ist circa um Mitternacht, während der Höhepunkt sich zwischen sechs und acht Uhr morgens befindet. In vielfach höherer Dosierung werden entsprechende entzündungshemmende Medikamente verabreicht, die stärkere beziehungsweise zusätzliche Wirkungen, wie zum Beispiel die Hemmung der Protein-Synthese und Verminderung der Antikörperproduktion des Immunsystems, was zur Hemmung von Entzündungsvorgängen führt besitzt. 

Diese entzündungshemmende Medikamente werden oft bei chronischen Beschwerden, wie zum Beispiel einer Achillessehnenentzündung oder akuten Verletzungen, wie beispielsweise verschiedener Sehnen- und Bandrupturen verabreicht. Zu den unerwünschten Nebenwirkungen zählen Fett- und Wassereinlagerungen, verschlechterte Immunabwehr sowie negative Einflüsse auf Knorpel, Haut und Fettgewebe. Bekannter Kritiker des weitverbreiteten Einsatzes von Cortison ist Andreas Imhof, Ärztlicher Direktor der Abteilung und Poliklinik für Sportorthopädie des Klinikums rechts der Isar der TU München. Er sieht Cortisonspritzen ausdrücklich als Notfallmedikament oder bei selektiver Anwendung bei Erkrankungen, wie zum Beispiel Rheumatoider Arthritis, an. Zu den bekannten Medikamenten zählen:

  • Prednison
  • Cortisonacetat
  • Cortisol/Hydrocortison und seine Derivate
  • Dexamethason
  • Mometason

„Der Patient wisse gar nicht, welche Nebenwirkungen Kortison haben kann“

Andreas Imhoff Ärztlicher Direktor der Abteilung und Poliklinik für Sportorthopädie des Klinikums rechts der Isar der TU München über entzündungshemmende Medikamente im Sport

Fazit

Das System der Wundheilung ist eine perfekt aufeinander abgestimmte Kaskade einer Vielzahl verschiedener physiologischer Prozesse, in der jedes einzelne Entzündungszeichen seine spezifischen Aufgaben erfüllt. Die Schwellung zum Beispiel, mit den einhergehenden funktionellen Bewegungseinschränkungen beugt unvorteilhafte Bewegungen vor. Schmerz ist ein Warnsignal und schützt uns. Schaltet man dieses Warnsignal mittels Medikamente aus, fahren wir bildhaft ausgedrückt ständig bei Rot über die Ampel. Wie oft das gut geht oder welche Konsequenzen daraus entstehen ist wohl mehr oder weniger Glückssache. Aus diesem Grund sollte man genannte Medikamente niemals fahrlässig einnehmen, da man nicht nur die Wundheilung negativ beeinflusst, sondern auch bei längerer Einnahme die Magenschleimhaut reizen kann, was zu weiteren negativen Folgen führen kann. 

Darüber hinaus gewöhnt man sich an die Einnahme, was ein gewisses „Suchtpotential“ mit sich bringt, statt das Problem zu lösen, behandelt man nur die Symptome. Möchte man die Wundheilung unterstützen sollte man vielmehr auf die Ernährung setzen. Zusammengefasst kann man sagen, dass Schmerz- & entzündungshemmende Medikamente, wenn dann nur verantwortungsvoll, zeitlich begrenzt und in Rücksprache mit qualifiziertem Personal eingesetzt werden sollte.

Literatur

  • Cascorbi I.: “Arzneimittelinteraktionen”, Dt. Ärzteblatt, 20.08.2012
  • Rote Hand Brief BfArm zu Diclofenac, 2013
  • Diener H.-C.: “NSAR und COX-2 Hemmer im Wettstreit: Vaskuläre und gastrointestinale Nebenwirkungen”, Angew Schmerzther Palliativmed 2013; 6 (4)
  • Freytag A. et al.: “Gebrauch und potenzielle Risiken durch nicht verschreibungspflichtige Schmerzmittel”, Der Schmerz 28:175-182, 2014
  • Sigrun A. Johannesdottir: Use of Glucocorticoids and Risk of Venous Thromboembolism – A Nationwide Population-Based Case-Control Study. In: JAMA Internal Medicine. S. 1, doi:10.1001/jamainternmed.2013.122.
  • Hans J. Hatz: Glucocorticoide. Stuttgart 1998, ISBN 3-8047-1486-2.
  • Schmerz durch Monotonie, Artikel über Imhoff und seine Behandlungsprizipien in Hallo München vom 25. Mai 2018.
  • Boateng-Arzt warnt vor „Vielspritzerei“, Artikel vom 22. Juli 2017 über Andreas Imhoff, tz, München.
  • Andreas Imhoff ist der in der Focus-Ärzteliste als Topmediziner im Bereich Schulter und Knie am höchsten bewerteste Spezialist, mit Höchstnoten seit 2010.
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Stefan Santanius

Athletik- und Rehatrainer, sowie Experte für Sporternährung

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